Eltviller Stadtspaziergang mit Prof. Dr. Ing Jan Dieterle UAS am 3. September 2023

Mit 25 anwesenden Personen bei sonnigen Sommerwetter begann die Veranstaltung des UZR am Platz der deutschen Einheit. Nach der Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden, konnte direkt vor Ort die Wirkung eines schattenspendenden Baumes hautnah erlebt werden.
Je dunkler ein Flächenbelag, desto höher ist die Aufheizung. Ein Albedoeffekt kann durch helle Beläge erreicht werden, wie z.B. in Saarbrücken entlang der Saar. Bäume haben den Vorteil, dass sie neben der Verschattung auch durch die Verdunstung Kühle erzeugen können und somit die Aufenthaltsqualität deutlich steigt. In Speyer gibt es z.B. „Schattenwege“ durch die Stadt.
Auch ist die Art der Vegetation entscheidend. Rasen etwa hat gleiche Wärmewerte wie ein Belag, verbraucht zudem viel Wasser und sollte daher in Zukunft weniger eingeplant werden.
Laut Schätzungen wird Frankfurt im Jahr 2050 die gleichen Klimawerte haben wie heute in Südfrankreich.
Platz der deutschen Einheit
Hier zeigt sich, dass der Platz außer bei Veranstaltungen kaum genutzt wird. Durch fehlende Attraktivität, wenig Klimakomfort und keine Angebote wirkt er wie ausgestorben. Einige Fassaden haben keine Beziehung zum Außenraum und wirken abweisend. Überspannte Flächen, Wasser (Trinkbrunnen, Vernebler), Pergolen oder auch Versuche mit Bäume in großen Gefäßen als Reallabor könnte versucht werden, mehr Schatten auf den Platz zu bringen. Gleichzeitig wäre das Mobiliar so flexibel, um bei Bedarf verschoben zu werden. Man könnte zur Belebung z.B. auch ein EG Management wie in Frankfurt Main nutzen, um gezielt Leben auf den Platz zu bringen.

Fußgängerzone: 

Die Straße hat den Vorteil, dass sie durch die enge Bebauung viel Schatten in den Mittagsstunden spendet. Trotzdem könnte auch hier noch mehr Begrünung stattfinden. Daneben kam hier noch ein anderes Problem zur Sprache. Bei Starkregenereignissen könnte hier das Wasser bis in die Altstadt fluten. Denkbar wäre hier die Überspannung der Fußgängerzone mit Wein.

Kiliansring:

Ein ausschließlich als Parkplatz genutzte Freifläche mit ungepflegten Randbeeten. Wichtig wäre hier, alternative Angebote zu entwickeln, da nachweislich das Auto nicht für den Umsatz der Einzelhändler ausschlaggebend ist. Falls es keine greifbaren Förderprogramme gibt, wäre das Instrument z.B. einer Gartenschau dafür geeignet, solche investitionsstarken Umgestaltungen zu finanzieren. Eine temporäre Reduzierung der Parkplätze wäre auszuprobieren.

Entenplatz:

Auch dieses innerstädtische Plätzchen (Mikrooase) wird ausschließlich als Parkplatz genutzt. Die Parkstände sind bereits mit versickerungsfähigem Pflaster belegt, es fehlen aber beschattende Elemente.
Hier sollte auch eine Strategie für eine zukünftige Nutzung entwickelt werden. Zunächst müsste untersucht werden, welche Rolle spielt der Platz im Kontext für die Gesamtstadt und für wen. Wo sind Lücken im Grünsystem? Dazu könnte das Instrument eines ISEK (integriertes Stadtentwicklungskonzept) genutzt werden. Durch einen Anstoß aus der Zivilbevölkerung, mit Fördermitteln oder privaten und öffentlichen Geldern kann auch hier eine Nutzungsänderung herbeigeführt werden. Auszuprobieren wären auch hier temporäre Nutzungen, z.B. Veranstaltungen über mehrere Tage (Musik, Flohmarkt, Biergarten, etc.) gerade hier böte sich auch die Möglichkeit, den Bach wieder offen zu legen und zur Attraktivität und Kleinklimaverbesserung als Touristenstadt beizutragen.
Ein erster Schritt wäre z.B. entlang der MM Fassade statt der Parkplätze einen Pflanzstreifen mit Bänken anzulegen, um den Entenbrunnen, der ein Aschenputteldasein fristet, wieder als Attraktion sichtbar zumachen.

Platz vor dem Bäcker Dries:

Anstelle des Weihnachtsbaumes könnte hier dauerhaft ein Baum stehen. Der Platz geht eigentlich bis zu den Fassaden auf der Nordseite, wird aber durch die Belags-und Funktionstrennung hauptsächlich nur als Straße wahrgenommen. Ein “Straßenbelag“ definiert psychologisch automatisch den Vorrang des Autos.

Marktplatz:

Der leichte Luftzug wird als wohltuend empfunden. Zusätzlich hat der Baum auch schon eine ausreichende Größe. Mit dem Brunnen entsteht so ein angenehmes Kleinklima. Die Aufenthaltsqualität ist gut. Fassadenbegrünungen sind nicht so klimarelevant , tragen aber zur Atmosphäre eines Raumes bei.

Platz von Montrichard:

Hier fällt auf, dass der direkte Rheinzugang für die Fußgänger durch den Wendehammer optisch unterbrochen wir. Die verschiedenen Belagswechsel erzeugen ein unruhiges Gesamtbild. Besser wäre, den Platz bis zum Weinstand einheitlich zu gestalten, das erzeugt Ruhe und Offenheit. Sollte trotzdem Autozufahrt möglich bleiben, könnte die Fläche als Shared space definiert werden.

Insgesamt war es für alle Teilnehmer ein interessantes Angebot, sodass es durch die vielen Fragen letztendlich ein konstruktiver Stadtspaziergang wurde.

Verfasserin: Barbara Krämer – Kohl

Bericht Stadtspaziergang Norbert Wolter